01.10.2020 Keine Aufarbeitung der Buxtehuder NS-Vergangenheit ?!?

Eine Anfrage der AfD-Fraktion Buxtehude zu Personen, die verantwortlich in Rat und Verwaltung nach 1949 tätig waren und deren Bezug zur Nationalsozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands, der SS sowie der Waffen SS, wurde im Kulturausschuss am 28.09.20 von der Verwaltung nicht beantwortet. Sinngemäß wurde gesagt, dass derzeit keine gesicherten Erkenntnisse vorlägen. Das stimmt nicht so ganz, denn es gibt gesicherte Erkenntnisse, zum Beispiel zur Person Dr. Johannes Güthling, langjähriger Rektor des Gymnasiums Halephagenschule.

Zur Anfrage der AfD-Fraktion berichtete das Stader Tageblatt am 30.09.2020. Zitat:

„Güthling wurde Lehrer an der Napola (Nationalpolitische Erziehungsanstalt) in Naumburg, SS-Sturmbannführer, Leiter einer Sicherheitsdienst-Außenstelle und später hochdekorierter Soldat der Wehrmacht. Seine SS-Tätigkeit verschwieg Güthling später bei der Entnazifizierung. Er wurde als Mitläufer eingestuft. Als er 1950 wieder als Oberstudienrat arbeiten durfte, kam er nach Buxtehude, wo er Schulleiter und SPD-Ratsherr wurde.“

Der Antrag der AfD-Fraktion, sollten keine umfassende Erkenntnisse über Personen im Rat und in der Verwaltung der Hansestadt Buxtehude mit Bezug zum Nationalsozialismus vorliegen, diese erarbeiten zu lassen, wurde von allen anderen Parteien abgelehnt. Der Grund ist aus dem vorstehenden Tageblatt-Zitat deutlich erkennbar. Die anderen Ratsfraktionen möchten mit der eigenen politischen Vergangenheit nicht konfrontiert werden.

Warum beschäftigt sich die AfD in Buxtehude mit diesem Themenkomplex? Ist doch alles lange her und eigentlich haben wir in der Stadt ganz andere Probleme? Oberflächlich gesehen ist das richtig. Nur haben wir es in Buxtehude und im Landkreis seit geraumer Zeit mit dem massiven Versuch zu tun, die Geschichte und auch die Geschichte der Stadt Buxtehude  in eine stalinistische Version umzuschreiben.

Erschreckend ist die Tatsache, dass SPD, Grüne und teilweise auch die CDU die von den Linken initiierten Vorschläge unterstützen. In Buxtehude hat auch die CDU-Fraktion der Benennung einer Straße nach dem „Widerstandskämpfer“ Rudolf Welskopf, einem Stalinisten, der unter der Regierung Walter Ulbricht im DDR Reichsbahnministerium gearbeitet hat, zugestimmt. Wenn dann auch noch, wie unlängst im Kreistag geschehen, einem Antrag der Linken, den 8. Mai zum Tag der Befreiung zu erklären, von SPD und Grüne zugestimmt wird, sind wir als Mitglieder der AfD-Fraktion im Rat der Hansestadt Buxtehude nur noch erschüttert über das Geschichtsverständnis dieser Lokalpolitiker.

Auch wenn die Verwaltung der Hansestadt Buxtehude dieses Thema, mit Rücksicht auf die anderen Parteien, nicht anpacken will – die AfD-Fraktion ist sehr sicher, dass Güthling nicht der einzige Nationalsozialist und/oder SS-Mann war, der nach 1949 für SPD, CDU und Co. in Buxtehude aktiv gewesen ist. Wir werden an dem Thema dran bleiben.

Erste weitere Hinweise haben sich zum ehemaligen CDU-Bürgermeister und Lokalpolitiker Hermann Grotz ergeben. Nachlesbar in „Buxtehuder Sport Geschichte- 150 Jahre BSV“.

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Auszüge aus der Festschrift:

Auch im MTV (Vorläufer des BSV)  ist seit November 1933 vom Führer die Rede – der heißt Hans Langelüddeke (Seite 28).

Die Satzung – die heute nicht mehr erhalten ist – entspricht den Richtlinien des Reichssportführers. Der neue „Vereinsführer“ (zunächst Hans Langelüddeke, danach Hermann Grotz) wird noch gewählt (das ändert sich erst 1940),  die  weiteren  Vorstandsmitglieder werden bestimmt. (Seite 30)

Im September schon beklagt „Führer“ Hermann Grotz die geringe Beteiligung am 1. Vereinssportfest und rückläufige Mitgliederzahlen. Gründe nennt er nicht. Aber die aggressive Einflussnahme des Nationalsozialismus dürfte ebenso eine Rolle gespielt haben wie vermisste Traditionen der angegliederten Vereine. (Seite 31)

Hermann Grotz (1898 – 1992) ist von 1935 bis 1945 „Vereinsführer“ des VfL und von 1950 bis 1960 Vorsitzender des BSV. Der Buxtehuder prägt zudem als große Persönlichkeit das Leben der Stadt viele Jahre lang, schon in der Nazi-Zeit, aber vor allem in der Nachkriegszeit – als Lehrer, Übungsleiter, langjähriger Bürgermeister und Präsident der Schützengilde. Für sein sportliches Engagement verleiht ihm der Deutsche Turnerbund im Rahmen der 100 Jahr-Feier des BSV1962 die Ehrennadel. Seine Tochter Erika Schierholz erinnert sich rückblickend: „Er war eigentlich immer in der Stadt unterwegs – wenn einer gefragt wurde war er dabei“. Schon als Seminarist in der Lehrerausbildung in Stade turnt Hermann Grotz – ein Fußballer ist er nie. Nachdem Krieg allerdings, er kommt erst 1949 aus der Gefangenschaft zurück, ist er aufgrund einer chronischen Knochenmarksentzündung nicht mehr sportlich aktiv. Für Hermann Grotz, seit 1934 Lehrer an der Volksschule Harburger Straße, beginnt die Zeit des Repräsentierens, der Stegreifreden: „Das mochte er gern und das konnte er gut“ findet seine Tochter Erika noch heute. (Seite 32)

Bürgermeister Eduard Großheim (Seite 30) NSDAP-Bürgermeister in Buxtehude bis Februar 1945.

Helmut Wiegers, Vors. AfD-Fraktion im Stadtrat Buxtehude