25.11.2015 Kirche in Deutschland

Zum Auftakt der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat ihr Ratsvorsitzender, Heinrich Bedford-Strohm, deutliche Kritik an der Pegida-Bewegung und an der Partei Alternative für Deutschland geübt. Wer bei deren Demonstrationen mitlaufe, müsse sich im Klaren darüber sein, dass er rechtsradikalen Hetzparolen, die dort geäußert würden, Legitimation verleihe. Wo die Äußerung von Sorge in Hetze umschlage, werde eine rote Linie überschritten (s. HIER).

Dazu eine PRESSEMITTEILUNG der AfD-Vorsitzenden Dr. Frauke Petry.

Ein offener Brief an Herrn Bedford-Strohm von Beatrix von Storch, stellv. Vorsitzende der AfD und Europa-Abgeordnete:

Sehr geehrter Herr Bedford-Strohm,

Sie haben als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland am 8. November 2015 auf der Synode in Bremen der Alternative für Deutschland rechtsradikale Stimmungsmache vorgeworfen und die Bürger aufgefordert, sich von den Demonstrationen der AfD fernzuhalten.

Ich würde gerne näher erfahren, was an den Positionen der AfD rechtsradikal sein soll. Sie sind die Belege dafür leider schuldig geblieben. Ist Kritik an der Merkelschen Asylpolitik per se sakrosankt? Die AfD betont immer wieder, dass sich ihre Politik nicht gegen die Menschen richtet, die zu uns kommen. Den Menschen, die hier ein besseres Leben suchen, ist kein Vorwurf zu machen. Wir verurteilen jedoch Merkels Politik, die unser Land völlig überfordert. Es ist unmöglich, alle Menschen hier in Deutschland zu versorgen, geschweige denn, sie in Lohn und Brot zu bringen und ihnen so ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.
Sind eigentlich auch alle Länder um uns herum rechtsradikal, weil sie die gleichen Positionen wie die AfD vertreten und die massive unkontrollierte Zuwanderung ablehnen? Müsste Frau Merkel dann nicht schon längst den Austritt Deutschlands aus dieser rechtsradikalen EU erklärt haben? Zeigt Innenminister de Maiziére „menschliche Kälte“, wenn er für Syrer einen subsidiären Schutz und damit ein Bleiberecht auf Zeit und ohne das Recht auf Familiennachzug propagiert?

Was ist eigentlich mit der Nächstenliebe für die besonders Schutzbedürftigen, die Alten und Kranken in den Heimatländern der Asylsuchenden? Wer soll ihnen noch Unterstützung gewähren, wenn die jungen Menschen zu Hunderttausenden gehen?
Herr Bedford-Strohm, Sie machen es sich deutlich zu einfach, wenn Sie diejenigen, die unbequeme Wahrheiten aussprechen, mit der Nazikeule zu erschlagen suchen. Das ist nicht nur inhaltlich auf dem Niveau der „AntiFa“, sondern in besonderer Weise Ihrem Amt unwürdig.
Sollte die Kirche nicht für alle Menschen da sein, egal welche politischen Auffassungen sie vertreten?  Ich zumindest hatte immer noch die (offensichtlich altmodische) Vorstellung, dass Kirche nicht als politische Vorfeldorganisation von Linken, Grünen und CDU fungiert, sondern ihre Aufgabe darin sieht, das Evangelium zu verkünden.  
Die praktizierte christliche Nächstenliebe ist fürwahr ein hohes Gut. Und die Kirche soll für sie einstehen. Aber, Nächstenliebe muss von Menschen kommen, nicht von Staaten. Man kann sie nämlich nicht verordnen und delegieren. St. Martin teilte seinen eigenen Mantel und nicht irgendeinen von seinen Soldaten.
Johanniter, Malteser und viele andere leisten unendlich viel Gutes mit Freiwilligen und Ehrenamtlichen. Das ist vorbildlich und zu begrüßen. So viele Menschen auf diese Art unterzubringen sind, ohne dass die Gesellschaft zwangsverpflichtet wird, so viele können kommen. Nächstenliebe ist ein christliches Gebot von Mensch zu Mensch.
Ich nehme an, Sie haben bereits privat eine Flüchtlingsfamilie aufgenommen und sicher hat auch alle Ihre Gemeinden alle verfügbaren Immobilien für Flüchtlinge geräumt und alle verfügbaren finanziellen Mittel eingesetzt sowie sämtliche Rücklagen aufgelöst, um Abhilfe zu schaffen. Das ist gut und richtig. Privates Asyl und Kirchenasyl – das ist der richtige Weg.

Herr Bedford-Strohm, ich bitte Sie aber herzlich: Sie tragen eine große Verantwortung. Beziehen Sie auch die verunsicherten Bürger ein, die zu Demonstrationen gegen eine grenzenlose Aufnahme von Asylsuchenden gehen und verstoßen Sie diese nicht in die rechtsextreme, menschenverachtende Ecke. Sie leisten damit nur einen Beitrag zur Spaltung der Gesellschaft. Verkünden Sie das Wort Gottes, die frohe Botschaft, das Evangelium, die Vergebung der Sünden, die Auferstehung von den Toten und das ewige Leben. Und halten sich aus der Politik fern. Das wäre vielleicht auch ein Beitrag dazu, den Exodus aus Ihrer Kirche einzudämmen.